Hamostaseologie 1990; 10(02): 92-96
DOI: 10.1055/s-0038-1655189
Originalarbeiten
Schattauer GmbH

Bioartifizielles endokrines Pankreas

K. Federlin
1   III. Medizinische Klinik und Poliklinik (Leiter: Prof. Dr. med. K. Federlin) des Zentrums für Innere Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen
,
T. Zekorn
1   III. Medizinische Klinik und Poliklinik (Leiter: Prof. Dr. med. K. Federlin) des Zentrums für Innere Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen
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Publication Date:
25 June 2018 (online)

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Zusammenfassung

Der Diabetes hat einen Anteil von etwa 2 bis 4% in der Bevölkerung von Westeuropa, wobei 20-25% der Patienten Insulin entweder bereits zu Beginn (Typ-I-Diabetes) oder nach Jahren der diätetischen bzw. mit Tabletten durchgeführten Behandlung (Typ-II-Diabetes) benötigen. Obgleich die Einführung des Insulins im Jahre 1922 die Lebenserwartung insbesondere der Typ-I-Diabetiker beträchtlich erweitert hat, sterben nach wie vor ca. 30% an schweren Spätkomplikationen während der Erkrankung. Der Typ-I-Diabetes, insbesondere inzwischen aber auch der Typ II, ist die Hauptursache für Erblindung und Nierenversagen, welches letztlich zur Dialysebehandlung führt bzw. eine Organtransplantation erforderlich macht. Patienten entwickeln darüber hinaus häufig Makro-und Mikroangiopathie sowie Neuropathie, also schwere Veränderungen an den großen und kleinen Blutgefäßen sowie an den peripheren Nerven, aber auch im Bereich des autonomen Nervensystems. Diese Prozesse, die auf verschiedenen pathogenetischen Mechanismen beruhen, insbesondere auf der Glykosylierung von Strukturproteinen mit entsprechender Funktionseinschränkung des Organs sowie auf Schädigungsmechanismen über den Polyol-Stoffwechselweg (osmotische Läsionen im Bereich der Retinakapillaren) , können durch eine nahe nor-moglykämische Diabeteseinstellung verhindert werden. Sie läßt sich tierexperimentell durch Inseltransplantation erreichen. Probleme der Verfügbarkeit von Inseln und der immunologischen Abstoßung führten zu der Vorstellung, einerseits auch tierisches Gewebe einzusetzen (z. B. Schweineinseln) und andererseits das Inselgewebe durch eine semipermeable Membran vor dem Angriff von Lymphozyten und Antikörpern zu schützen (sog. bioartifizielles Pankreas). Verschiedene implantierbare Modelle eines solchen bioartifiziellen Pankreas (BAP) werden beschrieben. Eine Abgrenzung der Inseln vom Blutgefäßsystem und damit vom Immunapparat des Organismus wird durch eine Ma-kroenkapsulation erreicht, andererseits kann auch die einzelne Insel durch eine sogenannte Mikroenkapsu-lation geschützt werden. Die Vor-und Nachteile der einzelnen Methoden werden kurz beschrieben.